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MAGNUM, P.I.

(dt: Magnum)


Magnum ist, auf eine grobe Formel gebracht, zu 2/3 Rockford Files und zu 1/3 Hawaii 5-0. Letztere war der Universal-Dauerbrenner von 1968 bis 1980 mit stattlichen 220 Folgen. Jim Rockford, jene Maßstäbe setzende PI-Serie von Roy Huggins, brachte es auf 5 Jahre (1975-80) und immerhin 110 Folgen. In dieser Serie hatte Tom Selleck einige Gastauftritte als Detektiv Lance White, die Ric Meyers zufolge die Studiobosse begeistert hatten. Eine Serie mit Selleck als Hauptdarsteller sollte produziert werden.

Universal-Vielschreiber Glen A. Larson (The Virginian, McCloud, Quincy, Buck Rogers, Switch, Battlestar Galactica, The Fall Guy, Knight Rider) bot ein Drehbuch an, laut dem Magnum eine Art James Bond fürs Fernsehen war. Selleck mochte dieses Konzept nicht, und Larson wollte aus dem Projekt aussteigen und seinem Kollegen Donald P. Bellisario (*1935; Kojak, Battlestar Galactica, JAG) übergeben. Bellisario:

"He asked if I would direct the pilot and 'do a little polish on the script'. So I met with Glen and said, 'Tell you what, I take this and run with it. You collect the money, we'll share the credit, but it'll be my show.' And it was from the moment I walked out of that office. I never discussed it or consulted with Glen after that." (Meyers 223)

Compart zufolge ließ Bellisario immer wieder seinen eigenen (militärischen) Hintergrund in seine Serien einfließen. Für Magnum fügte er darüber hinaus Rockford-Charme und den Schauplatz Hawaii zu einem überarbeiteten Drehbuch nach Sellecks Geschmack zusammen. Universal befürchtete Komplikationen wegen des Clint-Eastwood-Films Magnum Force (Calahan, 1973) und bestand darauf, den Titel in Magnum, p.i. zu ändern. Das Resultat, der von Roger Young blendend inszenierte Pilot Don't Eat the Snow in Hawaii, war richtungsweisend für die ersten vier Jahre Magnum, die amerikanische Fernsehunterhaltung at its best vorführten: ernsthafte Detektivgeschichten mit sparsam eingestreutem, liebenswerten Humor. Auch gefiel man sich darin, in einer Tradition, die nur bei McCloud ähnlich auffällig war, die crème de la crème weiblicher TV-Stars für Gastrollen anzuheuern. Den Anfang machte Pamela Susan Shoop (Kaz & Co., Halloween II). In ihren Fußstapfen folgten Anne Bloom, Anne Lockhart, Robin Dearden, Christine Belford, Rebecca Holden, Julie Sommars, Katherine Cannon, Cathie Shirriff, Gretchen Corbett, Andrea Marcovicci, Erin Gray, Judith Chapman und Morgan Fairchild.

Ein völliger Glücksfall ist die Besetzung mit Selleck und John Hillerman als Higgins, die den Kampf der Kulturen, britischer Snobismus und Arroganz versus US-amerikanische Hemdsärmeligkeit, mit viel Selbstironie austragen. In den Auseinandersetzungen zwischen beiden jagt ein schauspielerisches Highlight das nächste, unterstützt von Büchern, die nie auf Übertreibung setzen. Bellisario über die Erschaffung der Figur Higgins:

"I had just seen a movie called Guns at Batasi (1964) starring Richard Attenborough. It was about a very tough little sergeant major in Africa at a time when the country was in transition. At the end, although he had done the right thing, the people he saved were not the ones who won, and, to save face, the British chastised him and sent him away. And I wondered: whatever happened to that little guy? So he became my Higgins." (Meyers 224)

Bellisario sagte gegenüber Ric Meyers, Magnum sei ein Hyperformat gewesen; eine Serie, in der alles möglich war: Action total bis Klamotte. In den ersten Jahren wurde das 'konventionelle' Format nicht allzu oft überschritten - gut so. Hier wird die These vertreten, daß Magnum doch sehr nachließ, als die humoristischen Elemente Überhand nahmen (der direkte Konkurrent im Kampf um die Einschaltquoten war Bill Cosby!) und man sich allzu sehr dem Hybridisierungswahn hingab. Die Serie ist dann gut, wenn sie sich selbst ernst nimmt und der Humor nicht zum Selbstzweck wird! Diese Einschätzung wird freilich nicht in allen Lagern geteilt. In der ersten Saison bildet beispielsweise Beauty Knows No Pain eine erträgliche Ausnahme, ebenso All Roads Lead to Floyd, wegen der Besetzung mit Noah Beery jr wohl eh eine Reminiszenz an Jim Rockford und seine Fans. Darüber hinaus geht es ordentlich zur Sache. Magnum jagt einen chinesischen Killer in China Doll, beschützt Robin Masters vor Attentätern in J Digger Doyle, bekommt es mit Nazis zu tun in Never Again ... Never Again.

Die Folgen der ersten Saison sind im Vergleich fast trocken, es ist das Bemühen erkennbar, eine funktionierende Formel zu finden. Diese wird später mit den Regisseuren Mike Vejar und Ivan Dixon untrennbar verbunden sein. Am Anfang sind es vor allem Lawrence Doheny (1924-82) und Winrich Kolbe (beide Rockford-erfahren), die dem neuen Private Eye den Stempel aufzudrücken versuchen. Dohenys Beiträge Skin Deep, Thicker Than Blood, The Ugliest Dog in Hawaii, Adelaide, No Need to Know und Lest We Forget sind schwer zu schlagende Klassiker. Bedauerlicherweise drehte er anschließend nur noch zwei Folgen, Tropical Madness (1981) und Ki Is Don't Lie (1982), beide absolute Glanzstücke.

Auch andere ließen sich nicht lumpen. Missing in Action beispielsweise von Robert Loggia, der im Pilotfilm eine wichtige Rolle VOR der Kamera gespielt hatte, war eine spannende Sache, zusätzlich interessant durch Rückblenden und eine dramatische Auflösung. Im Gegensatz zu Knight Rider durfte Rebecca Holden hier mehr tun als rumstehen, bedeutungsfreie Einzeiler darbieten und ebenso bedeutungsfrei lächeln.

Fest steht auch, Magnum war nie wieder so bunt. Frank Raymonds Fotografie zeigt Hawaii wie aus dem Reiseprospekt, womöglich der Grund, ihn zur Soap Falcon Crest zu holen.

Die zweite Saison ist quintessential Magnum, sie ist nicht nur komplett, sondern erfährt auch eine Aufwertung durch die neue Titelmusik von Mike Post und Pete Carpenter (Riptide, The A-Team, The Rockford Files), die die jazz-lastige Erstfassung von Ian Freebairn-Smith ablöste. Texas Lightning, Try to Remember, Three Minus Two sind nur einige Beispiele für eine perfekte Mischung aus Spannung und Entspanntheit. In diese Phase gehören auch die von der ARD nicht berücksichtigten Wave Goodbye, Memories Are Forever und From Moscow To Maui. Überraschenderweise war die Produktion dieser Saison laut Bellisario problembeladen, da sich wegen der verschiedenen Produktionsstandorte eine them-or-us-Mentalität entwickelte. Bellisario berief daraufhin Chas. Floyd Johnson (The Rockford Files) zum, Supervising Producer.

Nach 1985 sind die Highlights sporadisch. Dark Mirror mit Sharon Stone ist eins davon. Mit Blind Justice und Tran Quoc Jones durfte sich auch Universal-Veteran Russ Mayberry (McCloud, Rockford) an Magnum austoben, aber die Ergebnisse sind nicht immer begeisternd. Richtig klasse war nur Der Rächer aus der letzten Saison.


Links:
http://www.magnum-mania.com

Literatur:
Ric Meyers: Murder on the Air, New York 1989
Martin Compart: Crime TV, Berlin 2000
Roger Bowdler: Kein Schnee auf Hawaii (Don't Eat the Snow in Hawaii), München 1984?
---. Sturm über Honolulu (J. Digger Doyle), München 1984?
(typische novelizations - trivial!)
Video/DVD:
Magnum: The Complete Series 1 to 8 (Universal Playback)
Magnum - Flüchtige Augenblicke (CIC Taurus)
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