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BLOODY SUNDAY




Am 30. Januar 1972 erschossen Fallschirmjäger unter dem Kommando von Col. Derek Wilford 16 (nach anderen Quellen 13 und 14) irische Katholiken in (London-)Derry, die für ihre Bürgerrechte demonstrierten, und verletzten 17 weitere. Bis heute hält die Diskussion um Schuld und Sühne an, und auf Druck der irischen Regierung hat Premierminister Blair 1998 eine neue Untersuchung eingeleitet. Die Arbeit der neuen Kommission wird vorassichtlich bis 2004 dauern, da über 1000 Zeugen gehört werden sollen.
Die nordirische Bürgerrechtsbewegung, die sich für gleiches Wahlrecht, angemessene Wohnungen sowie gegen Diskriminierung durch Polizei und Verwaltung einsetzte, war inspiriert von Martin Luther King. Unionistische Hardliner wie Ian Paisley, später Vorsitzender der DUP und unglaublicherweise immer noch aktiv, verhinderten konsequent eine Annäherung an die Katholiken. Aus Auseinandersetzungen um Bürgerrechte wurde ein bürgerkriegsähnlicher Zustand, in dem die Polizei nicht unparteiisch war. Bereits im August 1969 wurden Teile der britischen Armee nach Nordirland entsandt, und die Katholiken wähnten diese zunächst als Schutzmacht, bis zu den ersten Haussuchungen. Auf beiden (das wird gerne vergessen!) Seiten bildeten sich neue paramilitärische Organisationen.
Die Bedeutung des Blutsonntags für den Nordirland-Konflikt kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Er trieb, ähnlich wie der Tod von Benno Ohnesorg und das Attentat auf Rudi Dutschke in Deutschland, viele Mitglieder der nachrückenden Generation in den radikalen Untergrund und der IRA in die Hände.
Möglicherweise hätte dies durch eine sorgfältigere Untersuchung verhindert werden können. Diese wurde damals von Lord Widgery geleitet, dauerte ca. 3 Monate und brachte einen gut 30seitigen Bericht hervor, der die Fallschirmjäger von jeder Schuld freisprach. Premierminister Edward Heath (Konservative) hatte kein Interesse an aufwendiger, lückenloser Aufklärung. Da außerdem in den folgenden Jahren immer mehr Beweisstücke verschwanden (die Paratroopers sollen sich genauere Waffen und Dum-Dum-Geschosse verschafft haben), ist es nicht verwunderlich, daß vieles für eine Verschwörung höchster Regierungskreise spricht (daraus resultiert möglicherweise die Konzeption der Figur Strand). Einer der beteiligten Soldaten, der nicht namentlich genannt werden wollte, beschrieb seine Kollegen als 'Rottweiler' und hielt keinen einzigen Schuß für gerechtfertigt.
Vor dem Blutsonntag erklärte der britsche General Robert Ford in einem vertraulichen Memorandum, daß zur Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung in Nordirland der Gebrauch von Schußwaffen erforderlich sei. Ein Schießbefehl wiederum hätte von der britischen Regierung abgesegnet werden müssen. Damit ist freilich noch nichts bewiesen. Jedoch war zudem der Unionistenchef Brian Faulkner, ein Vorgänger des heutigen UUP-Vorsitzenden David Trimble, aufgrund seiner konzilianten Haltung gegenüber den Katholiken dem rechten Rand seiner Partei und der Regierung in London ein Dorn im Auge. London sorgte dafür, daß 700 Katholiken ohne Haftbefehl festgesetzt wurden. Daraufhin verstärkten sich naturgemäß die Straßenschlachten, und London hatte den Vorwand, den es brauchte, um Fallschirmjäger entsenden zu können.
Quellen:
TAZ 30.01.02, p.6
Kastendiek/Rohe/Volle, Länderbericht Großbritannien, p.77, Bonn 1994

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